Studientag: 4. November 2023 in Karlsruhe, 9-17 Uhr

 

Paul-Gerhardt-Gemeindezentrum der evangelischen Südkreuzgemeinde
Breite Str. 4, 76137 Karlsruhe

 

Programm

09.00 Uhr Ankommen, Kennenlernen

9:30 Uhr Julia Nennstiel, Dr. Christine Schweitzer: Soziale Verteidigung weiterdenken: Neue Erkenntnisse und offene Fragen aus der internationalen Forschung der letzten dreißig Jahre zu zivilem Widerstand, insbesondere zum Thema Repression
(teilweise online)

 In diesem Projekt werden neuere Erkenntnisse aus der Forschung zu zivilem Widerstand erfasst und analysiert mit einem Fokus auf Aspekten, die für das Potenzial, die Schwierigkeiten, Wirkungs- und Erfolgsbedingungen Sozialer Verteidigung besonders relevant erscheinen. Dadurch sollte das Projekt einerseits die Ergebnisse neuerer wissenschaftlicher Arbeiten zu zivilem Widerstand für diejenigen zugänglich und besser nutzbar machen, die sich für Soziale Verteidigung auf politisch-praktischer Ebene engagieren. Andererseits sollte gleichzeitig der Forschungsbedarf hinsichtlich Sozialer Verteidigung offengelegt werden, um künftig weitere zielgerichtete Studien über Soziale Verteidigung zu ermöglichen und anzustoßen. Die Projektdurchführenden stellen erste Ergebnisse vor.

Zur Person: Julia Nennstiel studierte Philosophie und Politikwissenschaft in Bielefeld und Internationale Beziehungen in Manchester, mit Schwerpunkt auf Kritischen Sicherheitsstudien und Protestforschung. Sie war Praktikantin bei der DFG-VK und engagiert sich derzeit bei dem Japan Peace Committee und dem Thinktank Peace Depot.
Dr. Christine Schweitzer ist Geschäftsführerin im Bund für Soziale Verteidigung e.V. und Mitarbeiterin im Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung mit Schwerpunkt Civilian Peacekeeping, gewaltfreie Konfliktaustragung und Soziale Verteidigung.

 10:45 Uhr 15 Minuten Pause

 11:00 Uhr Dr. Barbara Müller: Es lebe der Kontext. Warum Soziale Verteidigung über zivilen Widerstand hinaus konzipiert werden muss

 Am Fallbeispiel des "Passiven Widerstands" im Ruhrkampf 1923, dem angeblich bislang umfassendsten Beispiel für Soziale Verteidigung, wird herausgearbeitet, dass ein Konzept von Sozialer Verteidigung politische, finanzielle, gesellschaftliche und konfliktbezogene Voraussetzungen beinhaltet, die mehr als das Widerstandswissen und -können über Erfolg oder Scheitern bestimmen können.

Zur Person: Dr. Barbara Müller, Historikerin und Mitarbeiterin im Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung e.V.

 12:15 Uhr Mittagspause

 13:45 Uhr Stephan Brües: SV in die Praxis!: Aller Anfang ist schwer, aber es bewegt sich doch was

 Das Konzept der Sozialen Verteidigung ist wieder da! Die bundesweite Kampagne „Wehrhaft ohne Waffen“ versucht sie nicht nur konzeptionell zu beleben, sondern auch sie in Modellregionen praktisch umzusetzen. Damit betreten die Aktiven beim Transfer von der Theorie in die Praxis politisches Neuland. 

In dem Input werden die lokalen Aspekte einer Umsetzung am Beispiel der Grenzregion Oberrhein ebenso beleuchtet wie die Herausforderungen auf Bundesebene.

 Zur Person: Stephan Brües ist Ko-Vorsitzender des BSV und arbeitet 2023 mit einer 10-Std.-Stelle beim Verein Friedenswege / Chemins de Paix e.V. in der Koordination der Kampagne „Wehrhaft ohne Waffen am Oberrhein".

 15:00 Uhr Pause

 15:15 Uhr: Jochen Neumann: SV in der Praxis erforschen!: Welche Beobachtungen machen wir, welche Forschungsfragen stellen sich uns?

 Das Konzept der Sozialen Verteidigung wird durch die bundesweite Kampagne „Wehrhaft ohne Waffen“ in drei Modellregionen praktisch umgesetzt. Mit gemeinsamen Forschungsfragen wird versucht, die Erfahrungen zumindest zu dokumentieren. Der Austausch mit der Wissenschaft zu unserem bisherigen Vorgehen ist mehr als willkommen:  Sind unsere Forschungsfragen stimmig? Welche weiteren Fragen sollten untersucht werden? Welche Methoden und Ressourcen bieten sich dafür an?

Zur Person: Jochen Neumann ist Geschäftsführer der KURVE Wustrow - Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion e.V. und koordiniert seit Januar 2023 die Modellregion Wendland der Kampagne „Wehrhaft ohne Waffen".
(online)

 16.30 Uhr Abschlussrunde

 17.00 Uhr Ende

 

Studientag 2021 in Essen

Unser Studientag am vergangenen Samstag, den 18.9.2021, konnte insgesamt ungefähr 30 Teilnehmer*innen verzeichnen; die Mehrheit vor Ort im Vielrespektzentrum, bis zu zwölf Teilnehmer*innen im Zoom.

Am Tag zuvor fand die jährliche Mitgliederversammlung des IFGK statt; ebenfalls „hybrid“. 

 

Die Vorträge des Studientags in Essen:

Psychosoziale Personalbegleitung für Fachkräfte des Zivilen Friedensdienstes: Von der Duty of Care zur Culture of Care"

Dr. des. Daniela Pastoors, Marburg/Minden

Friedensarbeit ist Beziehungsarbeit. Und Friedensarbeit braucht Begleitung. Genauso brauchen auch Friedensfachkräfte Begleitung, um diese Arbeit leisten zu können. Auf diesen Prämissen aufbauend, beschäftigt sich diese Forschungsarbeit mit einer der Grundbedingungen, die zum Gelingen von Friedensarbeit beitragen. Untersuchungsfeld ist der Zivile Friedensdienst und im Fokus steht die Frage, auf welche Weise ZFD-Fachkräfte selbst unterstützt und psychosozial begleitet werden. Der Beitrag beleuchtet die unterschiedlichen Paradigmen, die hinter einer reinen Fürsorgepflicht – einer Duty of Care – und einer umfassenden Culture of Care stehen, diskutiert den Zusammenhang zur Culture of Peace und schlägt den Bogen zu grundlegenden Herangehensweisen in der Konfliktbearbeitung.

„Der Internationale Strafgerichtshof im Spannungsfeld zwischen Frieden und Gerechtigkeit – eine Arbeit im Grenzbereich zwischen politischer Theorie, Rechtsphilosophie und Internationalen Beziehungen.”
Anne-Linde Buck, Politologin, Berlin
Als der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag (IStGH) beispielsweise 2005 gegen Verantwortliche des Bürgerkrieges in Nord-Uganda Haftbefehle ausstellte, befürchteten betroffene Opfergruppen, dies werde Friedensverhandlungen torpedieren, weil dabei die tatverdächtigen Warlords ihre Ergreifung befürchten müssten, und der IStGH verlängere so den Krieg. Darf oder muss der IStGH, "um Gerechtigkeit walten zu lassen", Friedensprozesse gefährden? Darf oder sollte sich der IStGH, wenn die Ergreifung Tatverdächtiger unwahrscheinlich ist, um politischer Ziele willen zurückzuhalten? Welche Möglichkeiten bieten die Statuten unter Einbeziehung der inzwischen gewonnenen Erfahrungen?

„Jai Jagat – eine Bewegung aus Indien in der Tradition Gandhis“
Kurt Luckhardt, Köln und Julius Reubke, Köln
„Jai Jagat“ bedeutet Wohlbefinden für alle. Rajagopal, einer der führenden Gandhianer in Indien, hat 2014 dazu aufgerufen, sich 2020 einem weltweiten Marsch für Frieden und Gerechtigkeit zur UNO nach Genf anzuschließen. Am 2.10.2019, Gandhis 150tem Geburtstag, sind die Freunde aus Indien aufgebrochen und in 6 Monaten bis nach Armenien gekommen, wo sie vom Parlament mit frenetischem Beifall empfangen wurden. Ein neues, weltweites Forum ist für den 21.9.-2.10.2021 geplant.
Kurt Luckhardt ist einer der Organisatoren von den Freunden von Ekta Parishad e. V., die den Marsch durch Deutschland planten. www.jaijagatinternational.org

Workshop „Sicherheit neu denken im kritischen Dialog der Bewegung“
        im Rahmen von: Sicherheit neu denken – Essener Woche –
        Von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik

Die Initiative Sicherheit neu denken (www.Sicherheitneudenken.de) hat ein Szenario vorgelegt, wie Frieden nach außen und nach innen nachhaltig aufgebaut werden kann. Damit stellt sie Gruppen und Organisationen der sozialen Bewegungen sowie Kirchen herausfordernd die Frage, ob sie ihr beitreten oder wie sie sich sonst zu ihr verhalten wollen. Im Workshop bringen Expert*innen Pro und Kontra zur Sprache und die Teilnehmenden werden eingeladen, sich selbst eine Meinung zu bilden, unter anderem zu „Friedens- versus Sicherheitslogik“ sowie „Lernen von Ökologie- und Friedensbewegung“.

Mitwirkende:

Ralf Becker, Diemelstadt, Koordinator der Initiative Sicherheit neu denken;

Dr. Cornelia Mannewitz, Rostock, Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen;

Dr. Martin Arnold, Essen, Vorstand IFGK;

Georg Nesselhauf, Essen, Moderator des Runden UmweltTischs Essen (RUTE);

Bernd Trautvetter, Friedensforum Essen

 

Studientag: 16. November 2019 in Essen

Am Samstag, den 16.11. fand im Vielrespektzentrum in Essen der Studientag 2019 statt. Hier geht es zu dem Kurzbericht.

 

Studientag des IFGK 2018

Am 17. November 2018 fand - in Kooperation mit dem Bund für Soziale Verteidigung - der diesjährige Studientag des IFGK in Köln statt. Rund 25 Teilnehmer*innen hörten fünf Vorträge zu verschiedenen Themen und Projekten  - von Vermittlungsbemühungen in Afghanistan bis zu Zivilem Peacekeeping im Südsudan, vom Ruhrkampf bis zu gewaltfreien Ansätzen im Religionsunterricht und dem neuen Projekt von Barbara Müller "Wohin willst Du Deutschland?" Ein Bericht des Studientags ist jetzt fertig und kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Einer der Vorträge auf dem Studientag handelte von einer Studie, die Outi Arajärvi bei Nonviolent Peaceforce im Südsudan durchgeführt hat. Es geht um Kompetenzen, die diejenigen mitbringen oder entwickeln müssen, die als Friedensfachkräfte bei Nonviolent Peaceforce arbeiten. Erste Ergebnisse dieser Studie sind jetzt fertig und können hier als PDF heruntergeladen werden. Die vollständige Studie wird voraussichtlich später in 2019 erscheinen.

Erfolgreicher Studientag am 25.11.2017

Der Studientag am 25.11.17 hat erfolgreich mit rund 35 Teilnehmer*innen und mit vielen interessanten Diskussionen und Inputs stattgefunden.

Der Studientag begann mit einem Vortrag von Martin Arnold über einen englischen Quäker,Corder Catchpool, der in den 1930er Jahren in Deutschland humanitäre Arbeit leistete und z.B. versuchte, Hafterleichterungen für oder die Entlassung von politischen Gefangenen zu bewirken.

Daran schloss sich ein Bericht von Roland Schüler vomFriedensbildungswerk Köln über ihren Umgang mit der AFD während des Wahlkampfes an: Dialog ja, aber keine öffentlichen Veranstaltungen, so lässt sich ihr Ansatz zusammenfassen.

Mine Röber vom Friedenskreis Halle berichtete via Video über ihr Projekt, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Darüber hat sie auch einen Artikel für die Zeitschrift Friedensforum verfasst.

Nach der Mittagspause reflektierte Christoph Besemer von der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden, darüber, welche Formen des Dialogverhaltens bei der Auseinandersetzung mit politisch Fernstehenden sinnvoll sind.

Diese Vorträge und weitere Fragen wurden dann in Kleingruppen vertieft.

 

Frühjahrsstudientag 2016

Zu einem Bericht von dem Frühjahrsstudientag am 9. April 2016 geht es hier.


Studientag von IFGK und Friedenkreis Halle in Halle am 9. April 2016

Konzepte für Friedensarbeit heute 
Von Erfahrungen der DDR-Zeit und danach lernen

9. April 2016 in Halle (Saale)

In der Einleitung zu dem Studientag in Halle, an dem knapp 20 Personen aus der Region und dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen, hieß es:

Der Krieg ist näher gekommen und Kriegführen scheint immer  mehr zu einer normalen Option der Außenpolitik zu werden. Die Bundeswehr ist derzeit an 16 Einsätzen beteiligt, darunter auch Kriegseinsätze wie in Syrien, und liefert Waffen an Kämpfer ins syrische Kriegsgebiet.
Auch die Folgen sind nicht mehr fern von uns. Friedensarbeit ist für viele Menschen dringlicher geworden.
Genügt es zu protestieren?
Konstruktive Friedensarbeit ist nicht neu. Die Erfahrungen in der Friedensarbeit der letzten Jahrzehnte bieten ein eigenes, produktives Lernfeld. Es ermöglicht (zumindest Teil-) Antworten zu der Frage: Mit welchen Konzepten zur Überwindung von Gewalt und Unrecht können wir heutigen Herausforderungen begegnen?

 

Den ersten Vortrag des Tages hielt Gottfried Arlt. Er zog dazu das Manuskript von Eberhard Bürger mit heran, der aus Gesundheitsgründen absagen musste. Gottfried Arlt stellte die Geschichte der Bausoldatenbewegung in der DDR dar. Seit der Einführung der Wehrpflicht in der DDR verweigerten viele junge Männer den Dienst an der Waffe – sei es als Bausoldaten oder Totalverweigerer. Gottfried Arlt beschrieb anschaulich, wie der Bausoldatendienst, eine Form des Ersatzdienstes innerhalb des Militärs, nur ohne Waffen, aber mit Uniform, militärischen Unterdrückungsmechanismen und Arbeit, die oftmals direkte Hilfsleistungen für das Militär darstellte, trotzdem zum Nährboden für pazifistisches Engagement wurde. Der Grund war einfach: Dadurch, dass die Verweigerer in dem Dienst zusammen kamen, solidarisierten und vernetzten sie sich, was oftmals den Kern für Netzwerke und Kontakte bildete, die auch über die Dienstzeit hinaus wirkten. Viele Männer in den DDR-Kirchen, die sich für Frieden und Freiheit einsetzten, kamen aus diesem Bausoldatendienst.

Gottfried Arlts Vortrag kann hier heruntergeladen werden. 

Da Alexander Leistner, der über „Persistenzbedingungen für das Engagement in religiösen und säkularen Friedensgruppen“ hatte referieren wollen, wegen Krankheit ausfiel, kam als nächster der Geschäftsführer des Friedenskreises Halle, Christof Starke, zu Wort. Der Friedenskreis Halle wurde direkt nach der Wende gegründet. In seiner Anfangszeit engagierte er sich sowohl in Deutschland wie in dem Bosnien-Krieg, wo er humanitäre Hilfe leistete und dann ein Freiwilligen-projekt aufbaute, das schließlich zu einem Projekt im Zivilen Friedensdienst führte. Heute ist der Friedenskreis mit 18 Hauptamtlichen (einschließlich PraktikantInnen) und zahlreichen ehrenamtlich Tätigen eine der größten Friedensorganisationen in der BRD. Seine Entwicklung stellte Christof Starke anhand des Bildes eines Baumes dar: Die Wurzeln waren u.a. die Kriegsdienstverweigerung in der DDR, das Friedensengagement der Kirchen und die gewaltfreie Revolution 1989/90. Über verschiedene Phasen kam der Friedenskreis zu seinen heutigen Schwerpunkten: 1. internationale Freiwilligenaustausche und -dienste, 2. schulische und außerschulische Friedensbildung mit Kindern, 3. friedenspolitisches Engagement.

 

Ein Hinweis auf Alexander Leistners Dissertation zu dem Thema findet sich unter diesem Link.
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Nach der Mittagspause referierte Martin Arnold: „An den 1989er Friedensgebeten in Leipzig für heute lernen, wie aktive Gewaltfreiheit durch gütekräftiges Handeln zur Wirkung kommt“. Er stellte zunächst das Konzept der Gütekraft dar, das auf der Annahme einer allgemein-menschlichen Neigung zu Wohlwollen und Gerechtigkeit basiert. Die drei Hauptwirkungselemente sind: Eigenaktivität (statt des bloßen Appells an andere), Ansteckung und Nichtzusammenarbeit. Martin Arnold zeigte sie in der Friedlichen Revolution 1989 auf. Sie trugen neben anderen Faktoren wesentlich dazu bei, dass die Friedensgebete und offenen Diskussionen am 9. Oktober in Leipzig nicht wie geplant gewaltsam unterdrückt, sondern die Demonstration der 70 000 geduldet wurde. Dieses überraschende Ereignis öffnete das Tor für die weitere Massenbewegung bis zum Ende der DDR. Viele erlebten es als „Wunder“. Arnold zeichnete nach, was für sein Zustandekommen wichtig war und was hieraus zu lernen ist.

Den letzten Vortrag des Tages bestritt Christine Schweitzer. Sie befasste sich konkret mit der Rolle von konstruktiven Alternativen in der Friedensbewegung und benannte vier Gründe, warum sich die Friedensbewegung mit ihnen oft so schwer tut: Es herrscht vielfach die Meinung, dass es ausreiche, Missstände zu benennen, so dass solche Empörung geweckt wird, dass die Menschen auf die Straße gehen. Zum zweiten fehlt oft das Wissen um konstruktive Alternativen. Zum dritten begibt sich, wer der Politik Alternativen der zivilen Konfliktbearbeitung vorschlägt, in die Ebenen der Realpolitik und damit auch in die Gefahr, seine Radikalität zu verlieren und in das System vereinnahmt zu werden. Und zum vierten ist die allgemeine konstruktive Alternative „Zivile Konfliktbearbeitung“ ein Sammelbegriff, kein einzelnes Konzept (wie z.B. Ziviler Friedensdienst oder Ziviles Peacekeeping), was ihre Propagierung als Alternative erschwert.

In der abschließenden Diskussion ging es um die Frage, mit welchen Konzepten zur Überwindung von Gewalt und Unrecht wir den heutigen Herausforderungen begegnen können. Dort und auch zwischendurch kam immer wieder das Thema der gegenwärtigen Situation in Deutschland und des Erstarkens rechtsextremer Kräfte auf. Das Gespräch suchen, aber aus einer klaren eigenen Position heraus, war eine Anforderung, die mehrfach erwähnt wurde.

Dazu passt auch, dass das IFGK voraussichtlich im Frühjahr 2017 seinen Studientag unter das Thema „Mit Nazis reden – aber wie?“ stellen wird.


Kurzbericht vom Fachgespräch Ziviles Peacekeeping am 10. Oktober 2015

Am 10. Oktober 2015 hat unser  Fachgespräch zum Thema "Ziviles Peacekeeping - Ein Blick aus Wissenschaft und Praxis" stattgefunden. Wir hatten es zusammen mit dem Bund für Soziale Verteidigung veranstaltet.

Bis Jahresende wird die Dokumentation in deutscher und englischer Sprache vorliegen und beim BSV bestellt werden können.

Kurzbericht zum Ablauf:

Das Fachgespräch wurde eingeleitet durch einen Vortrag von Dr. Rachel Julian von der Universität Leeds (England). Sie stellte das Konzept des zivilen Peacekeeping dar und erläuterte den Erkenntnis-/Forschungsstand zu dem Thema.

Nach der kurzen Mittagspause folgten zwei Panels. Ihre Zusammensetzung mussten wir etwas umstellen, nachdem der Vertreter der Bundeswehr kurzfristig aus privaten Gründen absagte und auch ein Vertreter, den zu finden er noch half, auch nicht kommen  konnte. Letztlich fast haben alle Panelisten des Nachmittags an beiden Panels teilgenommen.

Bei dem ersten Panel ging es um Erfahrungen, die mit zivilem Peacekeeping in der Praxis gemacht wurden. Hier hatten wir

- Oliver Knabe, den Geschäftsführer des Forum Ziviler Friedensdienst, der über die Erfahrungen mit Schutz von Zivilbevölkerung als Teil des Zivilen Friedensdienstes sprach und auch über frühere Erfahrungen, die er in seiner Arbeit im Westbalkan gemacht hatte.

- Mel Duncan, der Mitgründer und jetzige Advocacy Director von Nonviolent Peaceforce, der gerade aus Beirut zurückkam, sprach über die Arbeit von Nonviolent Peaceforce.

- Rolf Carriere aus Genf, der sein Berufsleben als Mitarbeiter und Leiter verschiedener Missionen der UNHCR und WFO verbracht hat, sprach über die Notwendigkeit, direkten Schutz in solche UN-Missionen zu integrieren.

In dem zweiten sich anschließenden Panel kam zu den oben Genannten noch Alessandro Rossi aus Brüssel, der u.a. längere Zeit im Vorstand des European Peacebuilding Liaison Office tätig war und jetzt Vorstandsmitglied von Nonviolent Peaceforce ist. Er sprach über die Erfahrungen in der EU, Rolf Carriere und Mel Duncan über Lobby-Arbeit bei den Vereinten Nationen und Oliver Knabe kurz über Erfahrungen, die seine Organisation in Berlin gemacht hat.

In einer Auswertungsrunde wurden die TeilnehmerInnen an dem Fachgespräch gebeten, Möglichkeiten der Anwendung von zivilem Peacekeeping zu benennen.

An dem Fachgespräch haben mehr Personen teilgenommen als erwartet:

Unser eigener Eindruck, die mündlichen Rückmeldungen der Referierenden und einiger TeilnehmerInnen sowie schriftliche Rückmeldebögen, die wir verteilt hatten, geben alle ein sehr positives Bild von den Inhalten und der Form der Vermittlung (fast alle RednerInnen hatten Powerpoints mitgebracht).

 

 



Kurzbericht vom Studientag 28. März 2015 in Heidelberg

  Studientag des IFGK in Kooperation mit der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden

 

am Samstag, den 28. März 2015

zum Thema

 „Perspektiven aktiver Gewaltfreiheit“

 14.00-17.00 Uhr

in Heidelberg, Karlstorbahnhof, Am Karlstor, 69117 Heidelberg

"Krieg ohne Ende" war das Thema des ersten Vortrags.

 Dr. Martin Arnold machte auf einen weltweiten Trend zum entgrenzten"Krieg ohne Ende" aufmerksam. Zitate aus deutschen, französischen und US-Studien verband er mit eigenen Beobachtungen zur Rechtfertigung eines Musters, auf das Monitor im Oktober mit den Worten hinwies: "ein tödlicher Mechanismus: Ein Konflikt befeuert den nächsten." (Krieg gegen den IS - das Ende des Pazifismus?

www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/videokrieggegendenisdasendedespazifismus100.html)

 

Der zweite Vortrag befasste sich mit Möglichkeiten zivilen Widerstands bzw. Sozialer Verteidigung gegen den Islamischen Staat.

Unter Anwendung der Theorie von Gene Sharp über die sechs Machtquellen von Herrschern, die alle letztlich auf die Kooperation der Beherrschten angewiesen sind, zeigte Dr. Christine Schweitzer Ansatzpunkte auf, wie der IS mit gewaltfreien Mitteln bekämpft werden könnte.

Dieser Vortrag kann hier heruntergeladen werden.

Frühjahrs-Studientag des IFGK "Perspektiven aktiver Gewaltfreiheit"

 

am 13. April 2013 in Essen hat erfolgreich stattgefunden

 

Über 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten sich in Essen zu dem Frühjahrs-Studientag des IFGK. 

Vier Vorträge wurden gehalten:

Theodor Ziegler: Die "vorrangige Option der Gewaltfreiheit" im Religionsunterricht der Kursstufe - Schüler und Lehrerhaltungen, Entwürfe gewaltfreier Konfliktbearbeitung als Alternative zu Krieg, Bürgerkrieg und militärischer Intervention - neue didaktische Perspektiven

Renate Brucker: Leben und Werk Clara Wichmanns; Gewaltlose Anarchistin und Antimilitaristin

Melanie Hussak: Frieden leben. Zu den Friedensverständnissen Friedlicher Gesellschaften

Christine Schweitzer: BürgerInnen schaffen Frieden - Können Friedensbewegungen Kriege verhindern?