Zu 9/11 – nur politisch-mediale Konstruktionen?

Albert Fuchs

Zu 9/11 – nur politisch-mediale Konstruktionen?
Ein meta-kritischer Versuch

Arbeitspapier Nr. 25, Mai 2013, 37 Seiten, 4,- € plus Porto

Nach der herrschenden, „politisch korrekten“ und mainstream-konformen Darstellung entführten
am 11. September 2001 19 islamistische Terroristen, die dem von den Taliban unterstützten
Al Qaida-Netzwerk angehörten, vier Passagiermaschinen. Zwei der Flugzeuge steuerten sie ins
World Trade Center, das dritte in das Pentagon; das vierte Flugzeug stürzte in der Nähe von
Shanksville, Pennsylvania, ab. Noch am Abend der Anschläge diente dieses Narrativ Präsident
Bush und seinem Kriegskabinett, ohne Beweise und vor Aufnahme von polizeilichen Ermittlungen,
zur Kriegsbegründung gegen Al Qaida und das Afghanistan der Taliban.
Aufgrund zahlreicher Ungereimtheiten und Auslassungen in dem nach rund drei Jahren vorgelegten
offiziellen Untersuchungsbericht sowie aufgrund erheblicher Intransparenz und eines beträchtlichen
behördlichen Obstruktionismus bei der amtlichen Aufklärung sahen sich linientreue
Politiker und Leitmedien – in den USA schon bald, mit geringer Verzögerung dann auch weltweit
– mit zunehmender Skepsis konfrontiert. Diese Skepsis hat sich als Truth Movement in diversen
Zweigen organisiert und betreibt eine unabhängige Aufklärung der Terroranschläge. Für diese
Graswurzelbewegung sind noch längst nicht alle Fragen zu 9/11 beantwortet: Vor allem neigt
man zu einer alternativen Interpretation des Gesamtgeschehens. Sie reicht von der Annahme,
dass der Krieg gegen das Afghanistan der Taliban längst beschlossen und vorbereitet war und die
Anschläge lediglich den Vorwand für den Kriegsbeginn lieferten, bis zur Unterstellung gezielten
Herbeiführung dieser Anschläge durch US-Behörden.
Wie immer man das Geschehen deutet, jede Deutung ist eine politisch-mediale Konstruktion, die
nachweislich die „Wahrnehmung“ von Fakten durchdringt. Befeuert wird dieser Konstruktionismus
durch die mehr oder weniger hintergründige Dynamik konkurrierender Interessen. In der
Auseinandersetzung um die Wahrheit von 9/11 spielen auf Seiten der Elite von Anfang an die
scheinbar passgenaue Einordnung des Geschehens in den etablierten Rahmen des Anti-Terrorund
Anti-Al Qaida-Diskurses und die umgehende Erweiterung dieses Rahmens um die Kriegsoption
eine wichtige kommunikationsstrategische Rolle. Darüber hinaus wird insbesondere auf dieser
Seite „mit harten Bandagen“ gekämpft. Über gleichwertige „Bandagen“ verfügt das Truth
Movement kaum. Auch konnte man sich bisher augenscheinlich nicht auf ein schlüssiges Framing
verständigen. Ein gravierendes Problem besteht schließlich in Informationskontamination, in einer
Vermischung oder Kombination von fundierter kritischer Information zur offiziellen 9/11-Lesart
mit unglaubwürdigen oder emotional geächteten Thesen.
Die offensichtlichen kommunikationsstrategischen Asymmetrien zwischen den Kontrahenten
begünstigen zweifelsohne die herrschende Meinung zu 9/11; für eine wahrheitsgetreue Aufklärung
des Geschehens aber sind sie irrelevant. Der Autor teilt die Truther-Auffassung, dass das
letzte Wort zu 9/11 noch längst nicht gesprochen ist, und plädiert mit vermutlich der Mehrheit
der Skeptiker- und Truther-Szene für eine unabhängige, strikt evidenz-basierte und rechtskonforme
Klärung des 9/11-Geschehens im Wege einer ergebnisoffenen Neuverhandlung des Fragenkomplexes
im Rahmen des Strafverfolgungs-Ansatzes.
Im Hinblick auf den auch dabei unvermeidlichen Konstruktionismus wird vorgeschlagen, sich an
Brunswiks kognitionspsychologischem Modell der Verarbeitung probabilistischer Information zu
orientieren, das in besonderer Weise erlaubt, informationelle Komplexität und Unsicherheit in
Rechnung zu stellen. Um die Interessen- und Wertgeladenheit des Fragenkomplexes zu explizieren
und einer diskursiven Bearbeitung zu erschließen, wird ein Rückgriff auf elementare Konzepte
und Prinzipien der Theorie der Entscheidung unter Unsicherheit empfohlen.